04.06.2016 - 25.06.2016
if you were in my shoes
if I were in your shoes
Tigrowna | Uta Kathleen Kalthoff | Eva Ammermann | Maren Schwartzkopf | Susanne Hampe
Eröffnung am 04.06.2016 um 19.00 Uhr
Rote Schuhe, tanzende Schuhe, verlorene Schuhe, bepflanzte Schuhe und Siebenmeilenstiefel – Schuhe können auch magisch sein. Welche Abenteuer lassen sich in welchen Schuhen erleben? Welcher Schuster, welche Schusterin hat die Schuhe gemacht? Was bedeuten sie für die Heldinnen und Helden unserer Zeit? Gilt es, dem immer rasanteren Weg in die Zukunft perfekt ausgerüstet Stand halten zu können? Oder ist es gerade die Kunst, innezuhalten und aufmerksam zu bleiben?
Ob zuverlässige Gefährten oder eitle Gesellen, unschuldige Erinnerungsstücke der Kindheit oder endlich passende Partner für Neue Wege – fast nichts begleitet uns mehr als ein Schuh. Der Begriff Schuh leitet sich vermutlich von der ursprünglichen Bedeutung einer Schutzhülle ab. Von Anfang bis Ende dabei, verrät er Einiges über seinen Träger. Mehr als ein modisches Accessoire, sorgt er für Halt und Schutz und erhält erst durch die ständige Auseinandersetzung mit den „Wittrigkeiten“ des Lebens seine eigene Persönlichkeit.
Was bedeuten mir Schuhe und wie wäre es, in den Schuhen einer anderen umher zu laufen?
Wie fühlt man sich, wenn einen der Schuh drückt? Warum möchte man gelegentlich jemandem etwas in die Schuhe schieben? Dieses Thema bearbeiten fünf Künstlerinnen auf unterschiedlichste Weise und mit verschiedensten Materialien – miteinander und mit den Betrachtenden.
tigrowna
tigrowna lebt und arbeitet in Berlin.
Sie hat Erziehungswissenschaften studiert, dann aber nach einigen Jahren Bildungsarbeit, einem Cafe-Kollektiv, etlichen Plakat- und Flyerdesigns, unterschiedlichen Experimenten mit Malerei und Zeichnung und - endlich! - einer gemeinschaftlichen Siebdruckwerkstatt in Kreuzberg, ihren Arbeitsschwerpunkt auf Zeichnung und Druckgrafik gelegt.
tigrowna sucht Spuren und Anhaltspunkte auf den emotionalen Ebenen des Alltagsgeschehens, hat eine besondere Leidenschaft für Monster und andere Wesen und zeichnet hin- und wieder mit den Urban Sketchers.
www.tigrowna.de
Uta Kathleen Kalthoff
Shoe- Stories
In den fast fünfzig „Shoe- Stories“, Collagen gearbeitet auf Schwarzpappen, erleben meist
Frauen bizarre, heitere, melancholische, erotische Geschichten. Sie sitzen, liegen, stehen
auf überdimensionierten, meist hochhackigen Damenschuhen, vor Kulissen, die zunächst
fremd anmuten. Eingearbeitete Schriftfragmente geben den Bildern den Titel.
www.uta-kalthoff.de
Eva Ammermann
Faden
Für alles Verbindende ist die Essenz der Faden, aus dem ein Kleidungsstück hergestellt wird. Er lässt sich auf unterschiedliche Weise zu einem Flächengebilde verarbeiten, wie auch das Gewebe menschlicher Bezüge. „Sind die Fäden erst zu Ende gesponnen, so ergeben sie wieder klar erkennbare Muster bzw. sind als Lebensgeschichten erzählbar.“ (Hannah Arendt) Grundlage für das Projekt „Faden“ ist getragene Kleidung aus Kilo-Läden oder Privatbesitz, die zu Stillleben arrangiert werden.
In vorchristlichen Religionssystemen stand der Faden kulturübergreifend für das Schicksal. Göttinnen (griech. Moiren, norwg. Nornen) spannen und schnitten den Faden bei der vorherbestimmten Länge. Aus diesem Schicksalsfaden wurde dann das Leben der Menschen gewebt. Noch heute sagt ein Sprichwort: das Leben hängt an einem seidenen Faden.
Ist ein Kleidungsstück lange genug getragen, nimmt es – zumindest teilweise – die Form seines Trägers, seiner Trägerin an und der Körperabdruck lässt ein kokonartig angepasstes Gebilde entstehen. Ein Kokon, der dem Schutz diente, vor Blöße, Kälte und dem Verlust von Würde. So sind diese Kleiderhaufen ein Lesebuch, das Auskunft über seine Träger, ihre Beziehungen und Lebensumstände imaginieren lässt – in Korrespondenz mit unseren Vorurteilen, Kleidercode genannt. Wird das Kleidungsstück secondhand erworben, überlagern sich diese zu mehrschichtigen Wahrscheinlichkeiten. Die gemutmaßten Bilder von ihren Träger/innen sind aber nur ein Teil der Geschichten; sie erzählen auch etwas über die Herkunft der Textilien selbst. In einer globalisierten Welt, in der der Handel mit Waren aller Art weltweit stattfindet, werden viele Kleidungsstücke in Billiglohnländern wie Bangladesch für den Export in einem anderen Kontinent produziert und wandern später – mit Zwischenstopp zur „Erstnutzung“ in den Wohlstandgebieten – bedruckt mit unserer abgenutzten Emblematik als Mitumba (Swahili Bündel) secondhand auf die Märkte in Afrika und verhindern dort zuvorderst die Entwicklung einer eigenständigen Produktion. (2013)
www.eva-ammermann.de
www.l-aliment.de
www.suppenanstalt.de
Maren Schwartzkopf
Bereits bei der „Schuhtick“ Ausstellung des Überseemuseums in Bremen und in vertretenden Galerien in Norddeutschland und Dänemark zeigte die Künstlerin Maren Schwartzkopf, dass das Thema „Schuhe“ für sie mehr ist, als die Frage nach einem praktischen Schutz oder modischem Accessoire. Vom ersten Laufenlernen an, werden immer neue Wege beschritten und wichtige Entscheidungen über Richtungen getroffen, die zuweilen ungewisse Wendungen nehmen.
Welche Wirkung Gedanken, eigene Erinnerungen und fremde Einflüsse auf die Arbeiten der ausgebildeten Keramikerin haben, ist in märchenhaften Skulpturen und ihren Objekt-Bildern der Reihe „Kisses to go“ zu sehen. Einmal in den Schuhen des Krümelmonsters zu stecken, ermöglicht Maren Schwartzkopf den Besuchern mit ihrer Arbeit „Monster for Moments“. Die ambivalente Wohlfühlmischung des Heimkommens lässt sich in „Under my table“ erfahren.
www.schwartzkopf-art.de
Susanne Hampe
1967 in Dresden geboren.
1989 – 92 Studium Bühnenbild Hochschule für Bildende Künste,
Dresden.
1992 – 94 Studium Bühnenbild Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Für die Ausstellung im Neurotitan entstanden unter anderem Objekte aus Schnürsenkeln.
www.susannehampe.de
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